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7. Ausgabe
Von Jägern und Sammlern…… oder wie man billig an teure Bücher kommt
Trotz aller alten Horrorgeschichten gelingt es praktisch keinem Studenten den Gang in unsere Bibliothek zu vermeiden. Man kann ihn zwar hinauszögern, letztendlich landen wir aber doch in diesem kleinem Raum im Erdgeschoss unseres Lehrgebäudes. Der Fall, dass ein benötigtes Buch oft nur im Lesesaal verfügbar ist und damit nicht selten eifersüchtiger gehütet wird als die englischen Kronjuwelen, ist wohl jedem Kommilitonen nicht fremd. Wer, wie ich, ein Buch ohnehin lieber auf dem eigenen gemütlichen Sofa verköstigt als unter den misstrauischen Blicken der Büchereiwärterinnen, steht oft vor einem erheblichen Problem: Wie komme ich an ein Exemplar, das ich unbehindert im eigenen Heim lesen kann? Alternativen zu unserer Bibliothek gibt es praktisch keine, jedenfalls keine kostenlosen. Selbst wenn der finanzielle Rahmen nicht die ausschlaggebende Einschränkung in Sachen Bücherkauf ist, hindert einen das mangelnde Angebot in den hiesigen linguistischen Buchhandlungen am käuflichen Erwerb. Deren Sortiment beschränkt sich üblicherweise auf die Dudensammlung, und selbst diese ist nicht immer vollständig verfügbar.
Was also tun? Eine Möglichkeit ist der Kauf germanistischer Fachliteratur in Deutschland, allerdings ist jenseits der Oder-Neiße-Linie das Präfix „Fach-“ praktisch gleichzusetzen mit teuer. Rechnet man dann noch eventuelle Reisekosten hinzu, werden die Möglichkeiten der meisten Studenten sehr schnell überschritten. Wobei der Sinn einer solchen Reise für den puren Bucherwerb doch sehr fragwürdig erscheint.
Dennoch ist dies noch kein Grund zur Verzweiflung. Die Antwort auf die Frage, wie man für möglichst wenig Geld, möglichst schnell an die Bücher herankommt, die man gerade braucht, ist das Internet (Überraschung, Überraschung). Die Überlegung ist dabei folgende: wer besitzt die meisten germanistischen Fachbücher und ist unter Umständen gewillt, diese deutlich billiger an uns zu verkaufen? Richtig – deutsche Germanistikstudenten. Hier ist das Internet das ideale Medium um an diese Leute heranzutreten.
Mein persönlicher Favorit unter den Internetverkaufsbörsen ist die deutsche Seite des internationalen Auktionshauses Ebay, zu finden unter http://www.ebay.de . Dort wird einfach alles verkauft und Bücher können da nicht fehlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das ersehnte Werk dabei ist, ist recht hoch und mit etwas Glück der Preis entsprechend niedrig. Man nutzt einfach die eingebaute Suchfunktion und findet über Titel oder Autor das gesuchte Buch, sofern irgendjemand es gerade anbietet. Mein Tipp zum Auktionsverlauf: erst ca. 20 Sekunden vor dem Ende der Auktion ein Gebot abgeben, dann haben Konkurrenten vielleicht nicht mehr genug Zeit einen zu überbieten. Ich selbst habe auf diesem Wege schon einige Bücher erstanden, z. B. Wolfgang Fleischer, Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache, Leipzig 1983 für den Preis von genau 1€. So billig kommt man leider nicht immer davon, aber eine Ersparnis von mindestens 50% ist üblich. Natürlich ist der Zustand der Bücher selten perfekt, aber solange alle Seiten drin sind, ist dies nicht so wichtig und der Geldbeutel freut sich.
Eine weitere Gebrauchtbücher-Quelle ist – so seltsam das zunächst klingt – die Internetbuchhandlung Amazon. Unter http://www.amazon.de kann man deren riesiges Sortiment an Büchern und anderen medialen Waren einsehen. Allerdings handelt es sich hier um teure Neuware. Ein genauer Blick in die Beschreibung der meisten Bücher offenbart jedoch eine weitere Erwerbsmöglichkeit: Amazon bietet seinen Kunden gleichzeitig einen Gebrauchtwarenmarkt, auf dem des gerade begutachtete Buch für einen nicht selten deutlich geringeren Preis erworben werden kann. Ich empfehle hier direkt mit dem Anbieter in Kontakt zu treten, anstatt den Service von Amazon zu benutzen, da Amazon pauschal 3€ Porto für jedes der erstandenen Bücher berechnet. Im persönlichen Gespräch ist der Versand meist deutlich billiger. Die E-Mailadressen der Verkäufer sind frei verfügbar. Auf diese Weise erhielt ich ein Standardwerk der Germanistik: Angela Linke, Studienbuch Linguistik, Tübingen 1996 für ca. 7€ inklusive Porto und Verpackung. Das Buch kostet neu ziemlich genau 20€ ohne Versand.
Die dritte und letzte mir bekannte Bücherquelle im deutschen Internet ist die Seite http://www.elbeteam.de . Nach eigener Aussage handelt es sich hier um ein modernes Antiquariat, das Angebot geht jedoch auch hier über Bücher hinaus. Das Sortiment ist leider nicht so umfangreich wie bei den beiden ersten Fundgruben, aber das Reinschauen lohnt sich dennoch. Hier habe ich erst vor kurzem ein Buch mit dem Neupreis von ca. 48€ für 22€ erhalten. Anzumerken sei hier noch, dass eine große Zahl der Bücher nicht wirklich gebraucht ist. Tatsächlich sind viele Bücher praktisch neu, werden aber als so genannte Mängelware gekennzeichnet und deutlich unter Ladenpreis verkauft. Diese Praxis ist bei deutschen Verlagen nicht unüblich, allerdings habe ich selbst noch nie herausgefunden worauf diese Mängel eigentlich beruhen. Die Bücher sind einfach in einem tadellosen Zustand, daher vermute ich, dass es sich in Wirklich eher um einen Trick handelt, gewisse Ladenhüter doch nach den Mann oder die Frau zu bringen.
Bei den ersten beiden Internetseiten gibt es außerdem die praktische Möglichkeit, das Suchen nach bestimmter Literatur zu automatisieren, so dass man sofort per E-Mail verständigt wird, wenn ein Titel, der den Kriterien entspricht im Sortiment der gebrauchten Bücher erscheint. Leider gibt bei diesen vielen schönen Einkaufsmöglichkeiten auch ein paar Haken. Die übliche Form der Bezahlung ist die Vorausüberweisung, welche den Besitz eines Bankkontos in Deutschland erfordert. Seit kurzem allerdings haben auch polnische Bürger das Recht aufgrund ihres Reisepasses Bankkonten in der BRD zu eröffnen, deren Verwaltung sich wieder einmal über das Internet erledigen lässt – Stichwort „Onlinebanking“.
Auch der Versand nach Polen ist nicht immer einfach und kann den Preis eines Schnäppchens durchaus happig in die Höhe treiben. Ideal ist in einem solchen Fall ein Bekannter in Deutschland, der sich bereit erklärt, als Empfänger und Zwischenlager für die erstandenen Bücher zu fungieren.
Hier in Polen hört man sehr viel Schlechtes über den Handel an Internetauktionen, besonders von Vorausüberweisungen wird abgeraten. In Deutschland jedoch ist diese Form des Handels sehr viel etablierter und akzeptierter, so dass es nur noch sehr selten zu Betrügereien kommt. In den vier Jahren, die ich z.B. Ebay nutze, ist bei vielen Hundert Transaktionen nicht einmal etwas nicht zu meiner Zufriedenheit abgelaufen.
Abschließen sei zu sagen, dass ich in diesem Artikel bewusst auf genaue technische Anleitungen für Internetanfänger verzichtet habe, da die jeweiligen Seiten über sehr ausführliche Hilfeseiten und Anleitungen verfügen, die es selbst dem größten Internetskeptiker leicht machen sich dort zurechtzufinden.
Mit einem solchen Wissen ausgerüstet steht der Schnäppchenjagd eigentlich nichts mehr im Wege – bleibt mir nur noch übrig viel Erfolg zu wünschen.
Marcin Junczys-Dowmunt
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Elbe-Team |
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